Lautstark werden Besucher in Luise Naderers Wiesen- und Waldidylle bei Riedenburg begrüßt: Kamerunschaf Ninja gibt auf dem 1,5 Hektar großen Gelände den Ton an und spaziert stolz zwischen mächtigen, über 70 Jahre alten Obstbäumen umher.
Zwischen den großen Bäumen und blühenden Wiesen herrscht angenehme Ruhe, nur unterbrochen von Vogelgezwitscher, Gänsegeschnatter und dem Blöken der Schafe. In diesem Paradies ist Luise Naderer zu Hause. Als Gründerin der „Luisengärten“ bewirtschaftet sie Obstbäume auf Streuobstwiesen rund um Riedenburg nach ökologischen, naturnahen Prinzipien und stellt in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Riedenburger Brauhaus aus den Äpfeln sortenreine Bio-Obstsäfte her, die sie direkt vermarktet. Erhältlich sind sie etwa auf den Wochenmärkten in Gaimersheim und in Ingolstadt.
Wonach schmeckt der Rosenapfel?
Vor allem die alten Sorten haben es Luise Naderer angetan: „Kaiser Wilhelm, Geflammter Kardinal, Gravensteiner – das sind tolle Namen für meine regionalen Perlen. Das Beste ist, dass sie auch noch danach schmecken!“ Der Berner Rosenapfel etwa entfaltet ein atemberaubendes Rosenaroma. Mit solch einem enormen Geschmackspotenzial werden die Säfte sortenrein gepresst und in Flaschen abgefüllt oder in der Drei-Liter-„Bag in Box“ angeboten. Mittlerweile kann man zwischen zehn altbewährten Sorten wählen: zum Beispiel zwischen dem aromatisch-milden Winterrambur oder dem würzig-kräftigen rheinischen Bohnapfel.
Auch gemischt bieten die Apfelsorten aus den Luisengärten großen Genuss: Die charakterstarken Sorten gehen beim Altmühltaler Bio-Apfeldirektsaft eine köstliche Verbindung ein. Daneben hat Luise Naderer leckere Apfel-Mixsäfte mit Aronia, Holunder, Quitte und Birne sowie im Winter Apfel-, Holunder- und Kinderpunsch im Angebot – natürlich ohne jegliche Zusatzstoffe.
Methusalem steht hinterm Haus
Die Äpfel aus den Luisengärten schmecken nicht nur gut; sie sind noch dazu sehr gesund, denn sie enthalten deutlich mehr Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe als die Früchte aus anderen Regionen. Deshalb vertragen selbst Obstallergiker sie gut. Weil Luise Naderer ihre „Kinder nicht betüdelt“, sie also weder gießt, noch spritzt oder düngt, bilden die Obstbäume ein eigenes Immunsystem aus. Offenbar trägt auch das Klima um Riedenburg dazu bei, dass die Bäume besonders viele gesunde Abwehrkräfte entwickeln. Die Hochstämme sind Wind, Hitze und Kälte ausgesetzt – und werden trotzdem bis zu 150 Jahre alt.
So wie „Methusalem“, der große Apfelbaum hinter Luises Haus. Er ist einer der 20 Obstbäume auf dem liebenswerten Fleckchen Erde, die Luise Naderer verleiteten, nach Riedenburg zu ziehen. Ganze zwei Jahre hat es gedauert, bis die gebürtige Hallertauerin den Eigentümer ausfindig machen konnte und das traumhafte Stück Land pachten und später ihr Eigen nennen durfte. Zu diesem Zeitpunkt sah das Gelände aber ganz und gar nicht wie eine Oase im Grünen aus. Vielmehr war alles zugewachsen und überwuchert von Sträuchern und Büschen. „Ich musste erst einmal alles renovieren und herrichten“, erzählt die Powerfrau.
Seitdem die gelernte Maschinenbautechnikerin ihren Job an den Nagel gehängt hat, widmet sie sich als Gartenbäuerin, Kräuterpädagogin und Streuobstführerin allem, was grünt und blüht. „Die Hauptsache ist, dass ich draußen im Freien bin“, erklärt Luise Naderer mit einem Leuchten in den Augen. Als sie zum ersten Mal die vielen Früchte von den Bäumen auf ihrem Grundstück in mühevoller Handarbeit erntete, war ihr klar, „dass man da mehr daraus machen muss! Ich habe mich schon immer über das Obst geärgert, das anderswo verfault unter den Bäumen liegt, weil sich niemand darum kümmert“.
Obstwolken im Gestrüpp-Dschungel
Seit 2007 kümmert sich Luise Naderer mit ihrem kleinen Team um Streuobstbestände auf Wiesen, ehemaligen Dorfallmenden und in Obstgärten rund um Riedenburg und bewahrt so die alten Obstsorten – auch von Pflaumen, Quitten, Mirabellen, Mispeln und Birnen. Auf den mittlerweile zehn Hektar stehen fast 1000 Bäume, wobei auf den eigenen oder gepachteten Flächen unterschiedlich viele wachsen: Die Bandbreite reicht von vier über elf bis zu 50 Bäumen. „Ich kämpfe um jeden Baum!“, so Naderer. Sie ist immer auf der Suche nach Streuobstwiesen und nimmt sich auch der völlig verbuschten Grundstücke an: „Teilweise sieht man vor lauter Dschungel die Bäume nicht. Sie schauen nur wie Wolken über dem Gestrüpp heraus.“
Dann dauert es manchmal drei Jahre, bis der Weg zu den Bäumen frei ist. Die Arbeit auf den Streuobstwiesen ist ein Knochenjob – und doch möchte Luise Naderer ihren Arbeitsplatz in der Natur mit keinem Büro der Welt eintauschen: „Jeder Tag ist anders, jeder Tag hält neue Abenteuer bereit. Und die Natur macht den Plan – nicht ich.“