Geschichte der Erlöserkirche Berching
1920 fanden in Berching regelmäßig evangelische Gottesdienste im Gasthaus zur Post statt. Später wurde ein Raum im Rathaus und in der Mädchenschule genutzt. Die katholische Gemeinde Berching stellte 1945 den Evangelischen ihre Laurentiuskirche zur Verfügung. In Berching und Umgebung gab es ca. 490 Evangelische Christen. Seit 1952 war eine evangelische Kirche geplant. Am 19. Sept. 1954 war die Grundsteinlegung der evangelischen Kirche in Berching durch den damaligen Pfarrer Gustav Markwart. Die Kirche wurde unter Regierungsbaumeister Architekt Engel aus Neumarkt gebaut. Die Einweihung der Erlöserkirche war am 11. Sept. 1955. 1961 wurde eine elektrische Heizungsanlage eingebaut.
1974 wurde die Kirche Innen und Aussen renoviert. Am 11. Sept. 1977 wurde die Orgel eingeweiht. Zum zweiten Mal wurde die Kirche innen-und außen renoviert. Am ersten Advent 1993 erhielt die Erlöserkirche zwei neue Glocken, die die bereits vorhandene ergänzten. Die Einweihung des Dornbuschkerzenleuchters und des Altarkreuzes erfolgten am 12. November 1955. 1996 wurde dann das Dachgebälk renoviert. 2001/2002 wurde der Innenraum farbig neu gestaltet.
Zur Zeit leben in Berching circa 676 Personen, von denen 339 weiblich und 337 männlich sind.
Kurz-Informationen
Einweihung der Kirche: 11. September 1955
Planung: Architekt G. Engel
Altarmosaik: Marmor, 1955
Altar: Juramarmor, Werkstatt Steiner, Berching, 1955
Taufstein: Juramarmor , Werkstatt Steiner,Berching: Johann Ruppert, 1955
Altarkreuz, Kerzenständer
und Dornbuschleuchter: Alfons Wittl, 22. November 1995
Altarbibel: Geschenk von Bundespräsident Johannes Rau mit persönlicher Widmung; 2002
Decke: Fichtenholz, 1955
Emporenbrüstung, Kanzel: Föhre, 1955
erste Glocke: Firma Czudnochowska, Erding, 1955, h
elektrisches Geläut seit 1990
drei weitere Glocken: Firma A. Bachern, Heilbronn 1993;
Gesamtgeläut jetzut: h' - d" - e" - g"
Orgel: Firma Steinmeyer , Oettingen 1977, 1888 erweitert von Fa. Deiniger, Renner & Co, Oettingen,fünf Register, ein Manual, Pedal
Mosaik aus Marmorsteinen
In der Mitte des Mosaiks sehen Sie das Osterlamm, ein Symbol für Jesus Christus, den Auferstandenen.
Das Symbol des Lammes stammt aus dem Judentum: es erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten: Als letzte der zehn Plagen, mit denen die Freiheit Israels vom ägypt. Pharao erzwungen wurde, ließ Gott in jedem ägytischen Haus den Erstgeborenen sterben. Nur die Häuser der Hebräer, die ihre Tür mit dem Blut eines Lammes bestrichen hatten blieben verschont.
Solange der Tempel in Jerusalem noch stand, wurde am ersten Tag des Passahfestes ein Lamm geschlachtet und abends als Festmahl gegessen. An eben einem solchen Nachmittag wurde Jesus Christus gekreuzigt. Sein letztes "Passahmahl" wurde unser "erstes Abendmahl". Das Symbol des Lammes deutet an, dass dieses "Lamm", nun auch für Christinnen und Christen Freiheit und Erlösung bedeutet.
Das Osterlamm ist meist zusätzlich mit einer Fahne geschmückt. Sie weist auf den Sieg über den Tod, die Auferstehung Jesu Christi hin. Die Siegesfahne macht deutlich, Freiheit und Erlö-sung in Jesus Christus gehen über die Grenzen von Leben und Tod hinaus. Ringsum das Osterlamm sehen Sie die vier Evangelisten (Verfas-ser der Evangelien im neuen Testament), die als Tiere dargestellt sind. Diese Darstellung stammt aus einer Prophezeiung aus dem Buch Hesekiel (Ezechiel, Kapitel 1; Altes Testament), die im Buch der Offenbarung (Kapitel 4; Neues Testament) aufgenommen ist. In beiden Stellen werden himmlische Wesen, so beschrieben: Sie sehen aus wie Tiere oder Menschen mit Flügeln, sie werden von Gottes Geist geführt und führen Gottes Auftrag aus oder loben Gott. Die Beschreibungen aus beiden Bibelstellen wurden schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums auf die Evangelisten bezogen. Sie werden folgendermaßen zugeordnet:
Der Stier steht für Lukas (oben links), der Löwe für Markus (oben rechts), der Adler für Johannes (unten links) und der Mensch (oder Engel) für Matthäus (unten rechts.
Wenn Sie Ihren Blick von dem Mosaik etwas sinken lassen sehen Sie den
Altar,
den Tisch, an den Gott uns einlädt. Mit seiner Decke und den Blumen darauf erinnert er an einen gedeckten Tisch in angenehmer Atmosphäre. Zu Hause oder in einen schönen Restaurant lädt ein solcher Tisch zum Bleiben ein: Familienmitglieder, Gäste, Fremde - alle sind willkommen. Es wird zusammen gegessen und geredet, Freud und Leid werden geteilt. So soll es auch sein, wenn sich "die Familie Gottes", Die Mitglieder der Gemeinde und ihre Gäste zum Abendmahl oder zum Gebet versammeln.
Neben dem Altar weist Sie der
Taufstein
auf Ihre Taufe hin. "Ich bin getauft" - dieser Satz war für Martin Luther immer wieder eine Ermutigung. Er verband damit die Gewißheit, daß Gott ihm gnädig ist, egal was in seinem Leben gut oder schlecht verlaufen war. Zwar sind wir Menschen durchaus verantworlich für das, was wir tun oder unterlassen - auch vor Gott. Aber Gott hält unter allen Umständen zu uns. Auch da, wo wir versagt haben, auch da, wo wir uns mit Zweifeln und Schuldgefühlen plagen, gilt uns Gottes Zuspruch: "Wer glaubt und getauft ist, wird selig werden". (Markusevangelium 16,16, Neues Testament).
(Dieser Taufstein wurde in den Jahren 1954/55 von einem unserer Gemeindeglieder als Gesellenstück gefertigt.)
Auf der rechten Seite des Altars sehen Sie einen Kerzenleuchter aus Schmiedeeisen. Er hat die Form eines Dornbuschs.
Dieses Symbol stammt aus der Berufung des Mose zu einem großen Anführer seines Volkes. Sie steht im Alten Testamtent (2. Buch Mose, Kapitel 3). Mose sieht den Engel des Herrn in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch am Berg Gottes. Der Busch allerdings verbrennt dabei nicht! Mose staunt über diese Erscheinung und kann sie sich nicht erklären. Er kommt näher und hört Gottes Stimme. Bis dahin weiß Mose nichts über Gott, nun stellt Gott sich ihm sozusagen vor. Gott sagt "Ich bin, wer ich bin" (Hebräisch "Jahwe"). Dieser Gottesname läßt Raum für viele ver-schiedene Deutungen. Eine davon übersetzt mit "Ich bin für euch da", eine andere "Ich bin, wer ich sein werde". Beides ist in dem einen hebräischen Wort enthalten: Gott wendet sich den Men-schen zu, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - auch durch die Veränderungen der Geschichte hindurch. Eine Festle-gung Gottes, z.B. als männlich, wie oft angenommen wird, ist damit nicht getroffen. Im Gegenteil, diese Selbstaussage Gottes läßt absichtlich Spielraum für verschiedenste Bilder und Vorstellungen, denn Gott läßt sich eben nicht festlegen.
Der "brennende Dornbusch" ist auch heute ein starkes Symbol für die Kraft Gottes, die Begeisterung weckt ("entzündet"), Kraft gibt, dabei aber nicht zerstört, sondern am Leben erhält.
Hier in der Erlöserkirche steht der Dornbusch als Kerzenleuchter für Gebete. Sie dürfen gerne eine Kerze entzünden, sie dort abstellen und für einen lieben Menschen oder ein eigenes Anliegen beten.
Im selben Stil und vermutlich vom selben Kunsthandwerker wie der Dornbusch sind auch die Kerzenständer am Altar und das
Altarkreuz
gefertigt. Sie nehmen den brennenden Busch, der sich nicht verzehrt mit ihren grünen Blättern und den lebendig wachsenden Ranken auf. Das Kreuz wird hier zum Lebensbaum. Ein Symbol nicht für den Tod, sondern für die Erretung vom Tod, für das Leben selbst. Ein Symbol dafür, dass Gott das Leben will und in allem, was geschieht - auch wenn wir das nicht immer erkennen können - auf ein großes Ziel hinwirkt: die Vervollkommnung der Schöpfung, das ewige Leben in Gottes Reich. Ein Reich, in dem alle dunklen Seiten unserer Welt vom Grün des Lebens überwuchert werden.
Sicher ist Ihnen längst aufgefallen, dass die Erlöserkirche nicht mit großen und kostbaren Kunstwerken aufwarten kann. Ihre Schlichtheit rührt daher, dass unsere Kirchengemeinde noch nie reich war und sich Kostbares auch für den Bau der Kirche kaum leisten konnte. Es ist schon fast ein Wunder, dass überhaupt drei Kirchen (Christuskirche in Beilngries und Friedenskirch in Dietfurt) in dieser Gemeinde gebaut werden konnten. Möglich war das nur durch den unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Gustav Markwart und Gemeindgliedern, die die Kunstwerke der Erlöserkirche fast alle selbst gefertigt haben. So ist diese Kirche in be-sonderer Weise geprägt von den Menschen, die in ihr gearbeitet und gebetet haben. In den Jahren 2001/2002 wurde der Innenraum der Kirche ein wenig neu gestaltet. Um die wunderschöne Decke und das Mosa-ik besser zur Geltung zu bringen und der Kirche einen freundlichen und hellen Gesamteindruck zu geben wurden Wände, Mosaik, Kanzel und Bänke teilweise farbig gestrichen.