Im Jahr 1325 ließ Kaiser Ludwig der Bayer das Karmeliterkloster in Weißenburg stiften. Der Bau der Klosterkirche und des angrenzenden Klosters dürfte wohl bald danach erfolgt sein. Seit 1544 sind Kirche und Kloster im Besitz der Reichsstadt. 1729 fand die Barockisierung durch Künstler aus den katholischen Gebieten der Region statt. Im Chor an der Nordseite berühmtes Volto-Santo-Gemälde (um 1400), Orgelprospekte aus dem Jahre 1712. Umgestaltung zum Kulturzentrum 1981-1983. Die ehemalige Gartenanlage des Klosters, die seit der Profanierung (1544) unterschiedlich genutzt wurde, ist nach dem Ankauf durch die Stadt Weißenburg (1991) und einer völligen Neugestaltung (1999/2000) in Anlehnung an historische Vorbilder nun auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Der Weg der Karmeliterkirche durch die Jahrhunderte (Gustav Mödl)
Der heutige Festsaal der Stadt ist in seinen größten Teilen aus einem Karmeliterkloster hervorgegangen, das 1325 von einem Heinrich, Herr zu Heydeck gestiftet wurde. Heinrich war Domherr in Eichstätt und Würzburg und ein Parteigänger Ludwigs des Bayern. Die Klosterkirche entstand an einer hervorragenden Stelle der mittelalterlichen Stadt. Ihre Südfront liegt am größten Platz der Stadt, dem ehemaligen Holzmarkt, der heutigen Luitpoldstraße.
Die Nebenräume sind in Baukörpern untergebracht, die als Nord- bzw. Westflügel zum Klosterbau gehörten, das in seinen Ausmaßen auf etwa 18 Mönche berechnet war. Seine Blütezeit erlebte das Kloster im 14. und im ersten Teil des 15. Jahrhunderts. Die Mönche erhielten Zinsen von Enkering (heutige BAB, Ausfahrt Altmühltal) bis westlich von Gunzenhausen.
Auch patrizische Stifter scheinen nicht knausrig gewesen zu sein. So erfreut uns noch heute das Volto-Santo-Fresko (Bildnis vom göttlichen Antlitz) an der Nordwand des alten Chores. Das Gemälde misst 3,88 x 3 m und geht auf das berühmte Gnaden- und Wunderbild, den Volto-Santo in Lucca zurück (946).
Der Volto-Santo war das bedeutendste Kreuz des Mittelalters. Nach Weißenburg kam das Motiv über die Familie Riegler. Konrad und Johann Riegler waren Mitte des 14. Jahrhunderts im Dienste von Florenz und Pisa. Der Stifter, Ulrich Riegler, war um 1390 der höchstbesteuerte Bürger der Stadt. Die Weitläufigkeit der damaligen Weißenburger brachte also das Bild aus Italien hierher.
Der Festsaal selbst besteht aus Chor und Langhaus der Klosterkirche. Die Karmeliter waren im Bettelorden und bauten ihre Predigtkirchen betont asketisch. Der Chor war meist einschiffig wie in Weißenburg. Über dem Langhaus befand sich ein Holztonnengewölbe. Das von den Ordensregeln allein erlaubte Glöcklein hing in einem spitzen Dachreiter über dem Chorbogen. Nachdem die Reichsstadt Weißenburg im Jahre 1530 evangelisch geworden war, übernahm der Rat den Unterhalt des Klosters. Nachdem 1544 der letzte Mönch gestorben war, fiel der Klosterbesitz samt allen Einkünften an die Stadt Weißenburg, die vier Ratsherren zu Karmeliterpflegern ernannte.
Ab 1771 erfolgte eine grundsätzliche Neugestaltung des Kircheninneren. Das alte Tonnengewölbe des Langhauses wurde durch eine barocke Spiegeldecke ersetzt.
1729 erhielt diese einen Stukkaturenschmuck. Stukkatur und Deckengemälde stellen ein Barockkunstwerk dar, das in einer evangelischen Reichsstadt in dieser Größenordnung Seltenheitswert besitzt. Die Umgestaltung der Karmeliterkirche fällt zeitlich mit der barocken Ausstattung Ellingens zusammen. Deshalb hat die Stadtgemeinde - wie übrigens auch viele Bürger - die Anwesenheit befähigter Bauhandwerker benutzt, um die Stadt und Kirche dem Stil der Zeit anpassen zu lassen. Wurden bezüglich der Bau- und Handwerksmeister die Konfessionsgrenzen überschritten, so blieb man bei den Inhalten evangelisch. Die Motive der Eck- und Seitenfresken erzählen von alttestamentarischen Erscheinungen Gottes bei einem Menschen. Zum Zentralbild weisen die vier Evangelisten, deren Bildnisse in Stucktechnik ausgeführt sind. Es stellt Jesu Verklärung dar. Das Bild ist so komponiert, dass der verklärte Jesu gestalterisch die zentrale Figur ist. Er wird flankiert von zwei Propheten. Am Abhang des Berges liegen bzw. knien die Jünger. Im Scheitel des Chorbogens ist das Wappen der Stadt angebracht, dieses umgeben vier kleinere Wappen der Pfleger, darüber sind der Reichsadler und eine Rankenkartusche mit dem Monogramm C. V. (= Civitas Wissenburgienis). 1919 ging die Klosterkirche in den Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde über. 1966 musste die Kirche wegen Einsturzgefahr der Decke gesperrt werden. 1976 wurde die Kirche Eigentum der Stadt, 1979 erging der Auftrag an den Architekten, die Planung für die neue Nutzung zu beginnen. Am 15. Oktober 1983 konnte das Haus der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Umwandlung einer Kirche in ein Tagungs-, Kongress, Ausstellungs- und Kulturgebäude mag problematisch erscheinen. Doch bedeutet das alte griechische Wort "ekklesia" nichts anderes als: "Die athenische Volksversammlung der freien Bürger". Das Haus soll jedoch nicht nur den freien Bürgern Weißenburgs dienen, sondern allen Gästen unserer Stadt.