„Wo findet man im weiten Umkreis noch solch schöne Brücken, ganz aus Stein erbaut, mit sechs elegant geschwungenen Jochbögen? Da muss man schon weit gehen! Selbst die großmächtige steinerne Donaubrücke in Regensburg ist nicht viel prächtiger als die von Kinding an der Altmühl.“ Mit diesen begeisterten Worten stellt der Heimatforscher Elmar Ettle aus Kipfenberg in seinem Buch „Wasserreiter und Feuerläufer“ (1999) die Geschichte der jüngst aufwendig sanierten „steinernen Brücke von Kinding“ vor, die einst die Altmühl überspannte. Sie wurde in den 1780er Jahren vom Eichstätter Hofbaumeister Mauricio Pedetti errichtet wurde. Bei dem Brückenbauwerk handelt es sich um eine der beiden letzten noch bestehenden Brückenbauwerke Pedettis im Landkreis Eichstätt. Die fünfbogige Brücke aus dem Spätbarock wurde aus regionalem Jurastein errichtet. Sie überspannte einst die Altmühl und war von Bedeutung für die überregionalen Haupthandelsrouten. Im Zuge der Altmühl-Regulierung in den 1920er Jahren wurde das Flussbett der Altmühl verlegt, so dass die Brücke seitdem in der Flutmulde der Altmühl überwiegend „trocken“ im Naturraum steht. Das im Volksmund als „Römerbrücke“ bekannte Bauwerk wurde seitdem nicht mehr für Verkehrszwecke genutzt. Nachdem Schäden an der „Römerbrücke“ aufgetreten waren, sanierte der Landkreis Eichstätt als Baulastträger die unter Denkmalschutz stehende Brücke in den vergangen beiden Jahren aufwendig. Bürger und Fachleute sind sich einig, dass es sich bei der Brücke um ein großartiges Bauwerk handelt, ein echtes Juwel! Eine Jury würdigte die Sanierungsarbeiten im Sommer 2021 mit dem Oberbayerischen Denkmalpreis. Fußgängern und Radfahrern können nun wieder auf dem historischen Pflaster wandern, auf dem einst Händler aus aller Herrenländer die Altmühl überquert haben. Die Brücke ist umgeben von geschützten Biotopbeständen, in dem Vögel beobachtet und besondere Pflanzen entdeckt werden können. Der Blick nach Norden und Süden fällt auf die für das Altmühltal typischen steilen Jurahänge. Dass die Brücke „prächtiger als die steinerne Donaubrücke in Regensburg“ ist, davon sollen sich Bürger und Gäste am besten selbst überzeugen. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall!
Zur Geschichte:
Die steinerne Brücke, an dessen Plänen der Baumeister Mauritio Pedetti mitgearbeitet hatte, hat bereits zur Zeit seiner Errichtung viel Geld gekostet. Die alte Holzbrücke wurde bei den zahlreichen Überschwemmungen der Altmühl immer wieder beschädigt. Die Reparaturen waren aufwendig. Daraus entwickelte sich der Wunsch nach einer steinernen Brücke, die wie in Pfünz den starken Hochwassern standhalten würde. Im Jahr 1775 beschloss die Baukommission des fürstlichen Kammerrates die Genehmigung des Brückenbaus. Zur Realisierung für dieses Bauwerk mussten Gemeinde und Bürger tief in die Tasche greifen. Die Kosten von 1100 Gulden würde der Fürstbischof vorschießen. Im Wert von 500 Gulden überließ die Gemeinde dem Fürstbischof 28 1/3 Tagwerk Wald, die auf den Kredit angerechnet wurden. Die ersten Hundert Gulden mussten noch im Herbst desselben Jahres getilgt werden. Die restlichen 500 Gulden sollten jährlich zu je 75 Gulden abgezahlt werden. Da die Gemeinde außerstande war, das fürstliche Darlehen zurückzuzahlen, wurden die Kindinger Bürger aufgefordert, die jährliche Brückenschuld abzutragen. Die von Elmar Ettle herangezogene Quelle besagt, dass die Brücke im Jahr 1777 fertig gestellt wurde. Allerdings hat bereits im Jahr 1784 ein Hochwasser mit Eisstoß die Brücke so stark beschädigt, dass sie fast eingestürzt wäre. Dieses Unglück kostete die Gemeinde nochmals fast 400 Gulden. Eine Finanzierung aus Brückenzoll wurde von der Hofkanzlei abgelehnt, so dass die Kosten erneut auf die Bürger umgelegt wurden. Diese Geschichte kann die „stainerne Brücke“ von Kinding auch nach mehr als 200 Jahren noch erzählen.